Treue

Wer sich selbst treu bleiben will,
kann nicht immer anderen treu bleiben.

― Christian Morgenstern

Treue = ist reine Abstraktion: Eine willkürliche, eine erdachte Hilfskonstruktion ohne Realität. Die IDEE von „Treue“ basiert auf der Erwartung einer Funktion, einer Nützlichkeit. Sie setzt einen gemeinsamen und unerschütterlichen Glauben an die vermeintliche Notwendigkeit der Selbst-Bindung durch Verpflichtung voraus.

Als Teil der Moral ist sie ein Versprechen, sich dauerhaft zu unter-stützendem Verhalten in Bezug auf jemand anderen gebunden zu sehen; auch dann noch, wenn die Beziehung oder das emotionale Verhältnis eindeutig unstimmig ist. Die Treue endet mit dem Tode oder einer einseitigen Aufkündigung, dem sogenannten Treuebruch.

TREUE… ist die unausgesprochene Zusage, ist das Versprechen, auf den natürlichen Freiheitsdrang, auf die eigene Reife, auf die Einsicht, auf die Empfindungen, selbst auf Intelligenz, Weisheit und Wahrheit keine Rücksicht zu nehmen.

Eine Ent-Bindung von der Treue (z.B. aufgrund
von Erkenntnis oder Reife) ist nicht vorgesehen.

Auf der Skala der Geistigen Reife entspricht der Wunsch nach Treue dem Stand des Kleinkindes (2). Er entspringt dem Bedürfnis nach Beständigkeit dem status quo, nach Sicherheit.

Letztlich entspringt der Wunsch nach Treue der tiefer liegenden Angst.

Der reife Mensch…
geht mit der Liebe.

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Treue-Schwur

Kein Mensch der Welt übertrifft die Germanen an Treue.

– Publius Cornelius Tacitus

A – Freiwillige… Treue auf der Basis von Selbstverpflichtung
B – Geforderte… Treue unter Androhung von Konsequenzen

Die Konstruktion TREUE wird benutzt, wenn ein Zusammenhalt gesucht/gebraucht wird, der auf anderem Wege nicht erreicht werden kann. Wir kennen die Treue zum Unternehmen, zum Vater-Land und… zur Fahne. Vor zwei Generationen spielte die Treue zum Führer eine Hauptrolle.

Treu bis in den Tod.

Ein Schneidermeister (Jahrgang 1905) sagte mir mal: „So sehr ich auch gegen das (Hitler-) Regime eingestellt war, aber ich hätte niemals die Hacken zur Front gedreht.“  Nur diese Stärke der Funktion solcher Art Treue kann die bekannten Ausdehnungen in den ersten und das Durchhalte-Vermögen in den letzten Kriegs-Jahren erklären.

Schwur und Treue gehören zur selben Begriffs-Familie. Sie passen zusammen und belegen die selbe Stufe der Reife (2).

In militärischen, aber auch in anderen Konstellationen (Beispiel Mafia) wird die Treue nicht nur angeboten, sondern auch gefordert: Die Untreue wurde und wird nicht selten mit dem Tode bestraft!

Drohung bei Untreue ist ein Indiz…
für das Scheitern der Idee der Treue.

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Beziehungs-Treue

Erwarte Treue von den Nachtigallen nicht,
die jeden Augenblick auf andern Rosen singen.

― Saadi

Bis vor kurzem hat die sexuelle Treue noch eine sehr bedeutende Rolle gespielt. In einigen Beziehungen, vor allem jüngerer Leute, sorgt der Begriff auch heute für viel Konflikt und spannende Dramen.

Bewußtheit, Liebe, Eigenständigkeit und Reife bilden das Ende der „Treue“. In ihrem Licht kann sich die auf Unbewußtheit basierende Idee nicht halten.

Auf den ersten Blick hin könnte man annehmen, Treue hätte etwas mit Liebe zu tun. Dem ist aber nicht so, denn:

Die Treue ist ein Sproß der Angst, nicht einer der Liebe.

Es gibt die echte Liebe,
aber keine echte Treue:
Treue ist per se falsch.

Als ein Ausdruck von Unreife verträgt sich diese Form der Selbstbindung weder mit der Liebe, noch mit der Intelligenz. Sie ist nicht kompatibel mit der Freiheit und nicht mit der Weisheit. Selbst Intuition und Authentizität sind der Treue fremd.

Wer auf eigenen Füßen…
selbständig seinen Weg gehen kann, wird die Krücken fallen lassen.

Einwand: „Treue ist etwas rein freiwilliges.“

Treue = ist eine nicht erforderliche freiwillige Bindung an eine Person, eine Gruppe, eine Institution oder eine Idee. Sie beinhaltet die partielle Selbsteinschränkung oder Aufgabe der Freiheit.

Man kann in der Liebe nicht untreu sein – außer ihr.

― Bettina von Arnim

Ihr treu zu bleiben, nämlich der Liebe und nicht einer Person, damit begeben wir uns auf eine höhere Ebene der Reife.

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Treuepunkte

Es soll Leute geben, die allen Ernstes versuchen, Treuepunkte zu sammeln. 🤗 Manche Geschäfte belohnen die Treue ihrer Kunden. Mit kleinem Spielzeug.

Wo Intelligenz, Freiheit und Bewußtheit
zuhause sind, wird Treue nicht gebraucht.

Einwand: „Die Liebe ist ohne das Gelöbnis der Treue im Grunde nicht denkbar.“

• Liebe hat nichts mit dem Denken zu tun.
• Liebe kennt kein Gelöbnis.
• Liebe kennt keine Verabredung.
• Liebe kennt keine Ordnung.
• Liebe kennt keine Komparation.
• Liebe kennt keine Moral (ist a-moralisch).
• Liebe ist nicht sozial.
• Liebe ist nicht geschäftsfähig.
• Liebe ist undenkbar.
• Liebe ist nicht vorstellbar.
• Liebe ist Chaos.
• Liebe ist anarchisch.
• Liebe ist Liebe (ohne wenn, weil und aber).

Einwand: „Kann eine Liebe auf den Gedanken der Dauer verzichten?“

Die Liebe ja (sie denkt ja nicht), aber unser Verstand nicht.
Der Verstand will Dauer, will ewige Wiederholung des Angenehmen.

Der Verstand kommt ohne die Liebe aus.
Die Liebe kommt ohne den Verstand aus.

Wir haben nicht einmal die Wahl: Sind wir im Verstand, sind wir nicht in der Liebe. Sind wir in der Liebe, sind wir nicht bei Verstand.

Die Liebe kennt nur die Nadelspitze des gegenwärtigen Moments.

Einwand: „Aber ohne Treue auskommen, das können wir alle, als Menschen nicht.“

Wenn du bisher nur mit unbewußten Menschen in Kontakt warst…, läßt sich deine Äußerung verstehen. Aber nur dann. Der größte Feind der Illusion? Die Intelligenz!

Wer
eine Illusion
als solche erkennt,
kann nicht mehr zurück.

Einwand: „Und schon stellt sich die Frage an das Gewissen.“

Gewissen = ist ein internalisiertes (ein gegessenes 😉 ) moralisches Instrument. Es funktioniert ebenfalls nur in dunkler Unbewußtheit.

Ein bewußter Mensch braucht kein Gewissen – er ist bewußt. Wenn ein unbewußter Mensch gewissenlos handelt, entfaltet sich eine Katastrophe. Es ist die geistige Unreife, die den ganzen Regel-Komplex der Moral (Treue, Gewissen, u.a.) begründet.

Die Moral ist für das gute Funktionieren einer Gruppe, einer Sippe, einer Gesellschaft, von hilfreicher Bedeutung ― wenn es an Reife mangelt.

Einwand: „Treue strebt einfach für den erhalt der Bezeigung zum Anderen.“

Die Treue strebt nicht, sie ist kein autonomes Wesen in Wirkungsfreiheit. Es ist ein Mensch, der sich an die Illusion der Treue gebunden fühlt.

Treue und Intelligenz…
schließen einander aus!

Einwand: „Dieses Aufrechterhalten, von oder zu was auch immer, haben wir alle in uns.“

Nein, nicht alle. Etwas möglichst lange aufrechterhalten wollen, ist oft angstgesteuert. Warum Angst haben? Etwas hält so lange, wie es hält. Und alles, was verschwindet, schafft Platz für Neues. 😉 Wat wech is, is wech.

Einwand: „Liebe und Verlangen sind aber nicht unbedingt dasselbe“

Das Verlangen, also die Lust auf Sex ist die Lust auf Sex – weiter nichts. Es hat in seinem Ursprung mit der Art-Erhaltung zu tun. Hier handelt es sich um einen Instinkt, ohne den es auch das Individuum nicht geben würde.

  1. Ja, sexuelles Verlangen ist nicht Liebe.
  2. Romantik und Gesäusel sind ebenfalls nicht Liebe.
  3. Gesellschaftsverträge (wie die Heirat) sind nicht Liebe.
  4. Familienbande an sich sind auch nicht zwangsläufig Liebe.
  5. Emotionen sind Emotionen – und nicht Liebe.
  6. Gute Gefühle sind angenehme Gefühle – aber nicht Liebe.

Das heiß ja nicht gleichzeitig, daß es in all dem nicht auch mal einen Anflug von Liebe geben könnte! So wie ja auch nicht komplett ausgeschlossen ist, daß es in einem Freudenhaus einmal zu einem Anflug von Freude kommen könnte.

Manchmal wollen die Menschen die Wahrheit nicht hören,
weil sie nicht wollen, dass ihre Illusionen zerstört werden.

― Friedrich Nietzsche 

Treue = ist der Wunsch nach Beständigkeit des aktuellen Standes einer Beziehung zu einem Menschen.

✵ Liebe… ist Überfließen (7).
✵ Der Wunsch nach Liebe… (und Treue) sind Ausdruck von Bedürftigkeit (1).

Link zu…  Geistige Reife  📌

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Meister

Jeder Meister hat nur einen Schüler – und der wird ihm untreu, denn er ist zur Meisterschaft auch bestimmt.

– Friedrich Nietzsche

Der Treue-Begriff im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen einem spirituellen Lehrer und dessen Schüler, ist schon ein bißchen wunderlich. Auch wenn es für einige vorüber schlendernde Touristen anders aussehen mag: In der Meister-Schüler-Beziehung geht es nicht um solche Albernheiten, wie „Treue“.

Der Meister (wenn er denn ein Meister ist) erwartet nichts, außer, daß der Schüler seine Masken ablegt, sich authentisch zeigt und allmählich selbst in die Meisterschaft wächst.

Ein Handwerksmeister hat einige Erwartungen an seinen Schüler, aber „Treue“? Die Lehrzeit ist auf eine bestimmte Zeit begrenzt, dann verläßt der Schüler seinen Meister und… geht seiner Wege.

Ein spiritueller Meister kennt diesen Begriff Treue nicht einmal. Das, was mit diesem Begriff verbunden wird, kommt ihm überhaupt nicht in den Sinn, er könnte gar nichts damit anfangen.

Treue… ist etwas für den „Kindergarten“ (2) der Reife-Entwicklung des menschlichen Geistes und nicht für ihr Finale (7). Ab einer gewissen Reife verschwinden einige Begriffe komplett. Das Wort „Treue“ gehört dazu. An ihrer Statt gewinnen andere Wörter an Bedeutung.

Projektion

Ich glaub wohl, daß Ihre Liebe zu mir mit dem Absein
wächst; denn wo ich weg bin, können Sie auch die Idee
lieben, die Sie von mir haben; wenn ich da bin, wird sie
oft gestört durch meine Tor- und Tollheit.

– Johann Wolfgang von Goethe (an Charlotte von Stein)

Er zeigt sich sehr bewußt, der Mann. Im Augenblick der Äußerung bewegt er sich auf der weisen (6) Ebene: Klare Unterscheidung zwischen Liebe und Projektion.

Diese Klarheit ist für Fortgeschrittene, denn das meiste von dem was üblicherweise unter Liebe verstanden wird, ist durch den Emotionalkörper ausgelenkte Projektion.

Bei ständiger Konfrontation mit der Wirklichkeit kann sich keine „schöne Idee“ von etwas oder Jemandem aufbauen oder halten. Im geistigen Mittelmaß aber… wird die Romantik gepflegt, die Illusion, das schöne Bild. Hier wird die klärende Wahrheit als störend, oft sogar als „verletzend“ empfunden.

Frage: „Wie verhält es sich bei Feindschaften?“

Genau so, selbstverständlich.

Auch „der Feind“  ist eine Projektion,
nur eine Idee jenseits der Wirklichkeit.

Wenn wir Krieg führen wollen, müssen wir ein drohendes Feindbild aufbauen. Anders geht es nicht, denn liebenswürdige Mit-Menschen will man nicht übervorteilen, hintergehen, verletzen oder sogar töten.

Wenn wir ein Feindbild generieren wollen, müssen wir zunächst nacheinander alle Kontakte abbrechen. Denn Liebe, Verständnis, Respekt… müssen unbedingt vermieden und verhindert werden! (Im Größeren (Nationalen) wird zudem eine Propaganda-Maschinerie eingerichtet, die den kollektiven Emotionalkörper befeuern und steuern soll.)

Das Ganze funktioniert ziemlich leicht, weil die archaische Anlage dazu in uns allen vorinstalliert ist und jederzeit in Funktion treten kann.

Auch hier sind es allein die Bewußtheit, die Weisheit, oder der Grad der Reife weniger Individuen, die diese – wenn der Mut dazu vorhanden ist – ausscheren lassen.

Doch auch hier gilt: Die (auf-) klärende Wahrheit ist nicht willkommen. Im harmlosen Fall wird sie als unangebracht und störend empfunden. Im weniger harmlosen Fall als „Verrat am Vaterland“ .

Wenn wir eine Zeit lang in den Mokassins des Menschen gehen, den wir
den Feind nennen, wird unser Feind-Bild sehr schnell dahin schmelzen.

Dabei ist es ganz egal, um welche Art „Feind“ es sich handelt.

Hinweis: „C.G.Jung: „Anima Projektion“.

Lesen… kann ich
nicht empfehlen.

Ob Jung oder Alt… Immer behindert Lesen die Intelligenz, hält die eigene Weisheit fern, verhindert den klaren, den unverstellten Blick auf die Dinge, blockiert das selbständige Denken, eben… die eigene Wahrnehmung.

Einwand: „Wir sind uns sicher darin einig, dass es in dieser Welt zu wenig Liebe gibt.“

Nein, sind wir nicht. 🙂

Wenn du den Eindruck hast, daß es in der Welt zu wenig Liebe gibt, dann liebe. Und die Welt sieht gleich ein bißchen anders aus. Ein Anfang für den Ausdruck der Liebe kann sein: Wertschätzung der Menschen – ohne Unterschied.

Freie Liebe

Liebe kann man erbetteln, erkaufen, geschenkt bekommen, auf der Gasse finden, aber rauben kann man sie nicht.

– Hermann Hesse

Hier sind wir nicht ganz einig, denn das ist – bei aller Liebe – nicht wahr:

Wir können alles Mögliche
erbetteln, aber keine Liebe.

Ja, es kann sein, daß du irgend etwas erbettelst und du bekommst Liebe. Doch dann kommt sie aus freien Stücken, aber nicht aufgrund deiner Bettelei.

2. Du kannst Liebe auch nicht erkaufen. Du kannst die körperliche Zuwendung eines Masseurs erkaufen, das ist üblich. Sollte dabei auch Liebe fließen, bekommst du sie gratis.

Andererseits kannst du noch so viel drauflegen: Wenn sie nicht fließt, läßt sie es.

Oder meinst du die sexuelle Begegnung? Die kannst du erkaufen, denn hier geht es um körperliche Zuwendung. Daß dabei viel Liebe fließt, ist zwar eher unwahrscheinlich, andererseits aber auch nicht ausgeschlossen.

Liebe bekommen wir
immer nur geschenkt.  Ausschließlich!

Und wir finden sie überall fließen: „Auf der Gasse“, in „hohen Häusern“, selbst in „Freudenhäusern“. Es gibt keinen Ort der Welt, wo sie nicht fließen kann, aber:

Liebe entzieht sich den
Gesetzen des Handels !

Dienstleistungen aller Art sind – wie Waren – den Gesetzen des Handels unterworfen, doch die Liebe ist immer und überall absolut frei.

5. Ja, rauben kann man Liebe genauso wenig, wie man Intelligenz rauben kann.

Verständnis

Verständnis kommt uns durch die Liebe.
– Richard Wagner

Es funktionieren beide Wege:

  • Durch Liebe finden wir zum Verständnis.
  • Durch Verständnis finden wir zur Liebe.

Schon allein die Offenheit…
begünstigt das Verständnis.

Bei der Feindbildung verfahren wir genau anders herum: Hierbei verschließen wir uns und lassen sowohl Liebe als auch Verständnis außen vor. Im Gegenteil: Während der Feindbildung dämonisieren wir den anderen und vergrößern auf diese Weise den vermeintlichen Abstand noch weiter.

 

PS: Bei der Feindbildung befinden wir uns auf der Stufe (2) unserer Geistigen Reife; mit der Erfahrung, die der Richard Wagner gemacht hat, auf der Stufe (6) und (7).

Eifersucht

Eifersucht ist die unnötige Besorgnis um etwas, das man nur verlieren kann, wenn es sich sowieso nicht lohnt, es zu halten.

– Ambrose Bierce

Ambrose: „…wenn es sich sowieso nicht lohnt, es zu halten.“

Das ist die Sprache eines Händlers, eines Geschäftsmanns, der vom Bestreben nach Maximierung seines Gewinns getrieben ist und alles übrige in seinem Wert, diesem unterordnet. Wer so denkt, bewegt sich auf der Ebene des Handels, aber nicht in den Höhen der Liebe.

Ambrose: „…nicht lohnt, es zu halten,“

Mit dieser Formulierung setzt du voraus, daß wir überhaupt die Macht hätten, einen Menschen (oder sogar die Liebe auf-) halten zu können. Das ist ja, wie… mit einem Fischernetz das Meerwasser einfangen und halten wollen. 😮 Liebe ist unfaßbar. 

Eifersucht und Liebe schwingen nicht in der selben Oktave. 

  • In der Eifersucht… (einem Kind der Angst) schwingen wir in den niedrigsten Frequenzen.
  • In der Liebe… schwingen wir in den höchsten.

Beides gleichzeitig geht nicht. Entweder sind wir in Angst, oder wir sind in Liebe.

Eifersucht und Liebe können sich nicht
begegnen  sie bleiben einander fremd.

Liebe & Imperativ

Diese Anekdote erzählt man sich vom Alten Fritz…

Er war ein bisweilen harscher und unberechenbarer Zeitgenosse!
     Die Bürger hatten also wenig Neigung, ihn irgendwo im Land zu treffen, wußte man doch, daß er mitunter auch inkognito unterwegs war.
     Eines Nachts, ein Bürger war noch in den Straßen der Stadt unterwegs, als dieser weiter hinter sich Schritte hörte, die vom „tack, tack, tack…“ eines Krückstocks begleitet wurden.
     Der Bürger ahnte sofort, wer dort hinter ihm schritt und schlich sich flugs in die Ecke eines Hauseingangs, um nicht vom Schein der Straßenlaterne erfaßt zu werden.
     Die harten Schritte kamen immer näher und plötzlich stand der Verfolger direkt vor ihm.
     „Was denkt er von seinem König?“, fragte dieser unvermittelt mit harter Stimme den verängstigten Mann.
„Er achtet ihn“, antwortete der Mann wahrheitsgemäß, aber leise.
     „Er achtet ihn…“, wiederholte der Alte Fritz und seine Stimme wurde allmählich etwas drohender: „Lieben soll er mich! Lieben soll er mich! Lieben soll er mich!…“
     Und mit jedem: „Lieben soll er mich!“ drischt der König hart mit seinem Krückstock auf seinen armen Untertanen ein…

Selbst ein Kriegsherr und König bleibt beim Einfordern von Liebe erfolglos. Spätestens hier muß er scheitern.

✿  Liebe kann nicht eingefordert werden.alte-fritz_223-3
✿  Frieden kann nicht eingefordert werden.
✿  Vertrauen kann nicht eingefordert werden.

Liebe

G.B.Shaw, Liebe, Nirmalo,

Dein Satz zur Liebe, George Bernard, gibt Weite, enthält aber auch einen kleinen Wermutstropfen:

„Menschen, an denen uns gelegen ist“

Die Liebe kennt keine Unterscheidungen, Trennungen, Ausgrenzungen…

Ein Aspekt der Liebe ist die selbstverständliche Bereitschaft,
den Menschen die Freiheit zu lassen, sich so geben und ent-
falten zu können, wie sie wollen und sein können. – Einerlei,
ob wir mit allem d’accord gehen oder nicht.

Verrückte Welt

Wir leben in einer verrückten Welt. Menschen sterben vor Hunger, aber Schoßhündchen gehen an Verfettung ein.

– Norman Mailer 

Wir Menschen sind frei.
Also können wir uns auch daneben benehmen.

Wenn wir aus der Liebe gefallen sind, unterscheiden wir z.B. zwischen solchen Menschen, die uns genehm sind und den anderen, die uns eher unangenehm sind. Es stellt sich Angst ein und wir erfinden den Begriff Eigentum.

  • Ich
  • Mein Hund
  • Meine Familie
  • Mein Deutsch-Land

Alles, was „MEIN“ ist, soll gesund und mobil sein, viel zu essen, gute Kleidung zur Verfügung, sowie ein stolzes Bankkonto haben, außerdem wollen wir ein möglichst repräsentatives Anwesen unser „Eigen“ nennen können. Ausreichende Versicherungen und die Security sollen „meinen Wohlstand sichern“.

Die anderen? Egal.

Sobald wir realisieren, daß es in Wirklichkeit keine Fremden gibt, daß wir EINE Familie sind, wird niemand verhungern oder unnötig Not erleiden.

Und dem Schoß-Hündchen
geht es auch wieder besser.