Erkenntnis

Sieh das, was immer hier ist, im Herzen aller Dinge. Es ist im Zentrum von jedem Gefühl, jedem Schmerz – in jedem Moment. Und du weißt es, du hast es bereits tausend Mal gesehen, aber nicht erkannt, weil es so normal ist.

– Samarpan

Die Erkenntnis
ist immer neu.

Eine „alte Erkenntnis“ ist keine Erkenntnis, sondern eine nebulöse Erinnerung an einen kurzen Moment der Erkenntnis.

Üblicherweise löst eine Erkenntnis Freude aus. Löst sie aber Schmerz aus, so ist das ein deutlicher Hinweis, daß ein altes – und damit liebgewonnenes – Glaubens-Muster angepisst wurde.

Wissen jeglicher Art können wir untereinander verteilen und damit weiter verbreiten, aber…

So wenig, wie uns das satt macht, was ein anderer ißt,
so wenig nützen uns die Erkenntnisse anderer Leute.

Erkenntnisse sind
nicht übertragbar.

.

Erkenntnis & Erinnerung

Und derjenige, der die Engel und Teufel nicht gesehen hat in den Wundern und Widerwärtigkeiten des Lebens, dessen Herz bleibt ohne Erkenntnis und dessen Seele ohne Verständnis.

~ Khalil Gibran

Khalil: „…dessen Herz bleibt ohne Erkenntnis“

Erkenntnisse gewinnen wir mittels der Hirnhälfte, die wir dem Herzen zuordnen. Aber wir schreiben, sprechen, denken und erinnern mit der anderen.

Deshalb müssen wir plötzliche „Einfälle“ auch ganz schnell notieren, wenn wir später auf sie zurückgreifen wollen, weil sie – wie sich verflüchtigende Traum-Sequenzen – sofort wieder flöten sind; etwa so, als würde eine äußerst filigrane Brücke, die wir kurzzeitig betreten durften, wieder einstürzen.

Es gibt Arten des Verstehens,
die sich mittels Verstand und Sprache nicht kommunizieren lassen. Ausnahme: Der Angesprochene hatte bereits eine ähnliche Erkenntnis. Nur dann ist gegenseitige Verständigung darüber möglich; ist dann aber auch… nicht mehr erforderlich.

.

Zum „Wesen“ der Erkenntnis

Etwas als wahr erkennen, ist ein spontanes Sich-Ereignen – und nicht (!) ein Prozeß.

Erkenntnis…
hat keine Zeit.

Erst das auf sie folgende „darüber nachdenken“ braucht seine Zeit.

Alles, was erlebbar ist,
gibt es nur im Singular.

Egal, ob wir es Unglück oder Glück, ob Schmerz oder Lust nennen. Alles andere ist bloß ein Film, den uns der Verstand vorspielt. Unterscheidungsfähigkeit ist keine einmalige Errungenschaft, die man bewahren könnte – wenn man sie denn erst mal „hat“.

Klarheit geschieht
jeden Moment neu.

Und man kann sich auf nichts und niemanden berufen! Auf keinen Experten. Nicht einmal auf die eigene Weisheit von gestern.

Es gibt keine…
alte Erkenntnis.

Eine Erkenntnis ist immer nagelneu, absolut frisch.

Erkenntnis gibt
es nur im Jetzt!

Die Erkenntnis von gestern ist bloß noch Erinnerungs-Müll, wenn sie sich nicht JETZT (!) auf´s Neue bewahrheitet.

Eine „alte Erkenntnis“ ist keine Erkenntnis, sondern eine alte, bereits verstaubte Erinnerung an ein spontanes Ereignis, das wir Erkenntnis nennen.

Besonders alt und verstaubt sind die „Erkenntnisse“ anderer Leute. Das sind jetzt bloß noch alte Erinnerungen und Geschichten, die wir glauben sollen – oder wollen. Die Mumien mögen noch so viele Erkenntnisse gehabt haben, sie haben sie alle unter´s Leichentuch mitgenommen. Erkenntnisse anderer nützen uns nichts, sie sind ihrer Natur nach nicht übertragbar.

Viele Informationen können weitergegeben
werden, aber nicht eine einzige Erkenntnis!

Erkenntnisse können wir nur selbst gewinnen; das kann niemand sonst für uns erledigen.

Die Erkenntnis
ist einzigartig.

Sie ist eine sehr kurze Erfahrung. Bereits nach einem Wimpernschlag ist sie – wie alle anderen Erfahrungen auch – bloß noch eine schattenhafte Erinnerung.

Intellektuelles Verstehen ist wiederholbar, Erkenntnis aber – bezogen auf die Erkenntnis inspirierende Situation – ist einmalig. Der Verstand kommt erst nach der Erkenntnis in´s Spiel; er wird… darüber „nach-denken“ und versuchen, sie zu formulieren.

Denken braucht Zeit;
die Erkenntnis nicht.

Erkenntnisse geschehen blitzartig. Und sie sind weit mehr, als intellektuelles Verstehen, sie implizieren Veränderung.

.

Erfahrung – Kenntnis – Erkenntnis

• Erfahrungen und Kenntnisse gehören der Horizontalen an,
• Erkenntnisse erreichen uns aus der Vertikalen.

• Für Erfahrungen und Kenntnisse müssen wir etwas tun (Aktivität),
• Für Erkenntnisse genügt die Offenheit für sie (Rezeptivität).

Kenntnis benötigt den Willen zur Aneignung, dazu Anstrengung und Durchhalte-Vermögen. Die Erkenntnis dagegen erreicht uns unverhofft. Wille, Anstrengung und jeglicher Ehrgeiz laufen bei ihr ins Leere.

• Kenntnisse sind – wie Informationen – mitteilbar.
• Erfahrungen und Erkenntnisse bleiben individuell.

Erfahrungen und Erkenntnisse, die vermeintlich mitgeteilt wurden, schrumpfen zu einer minderwertigen Information. Die wirklichen Erfahrungen und Erkenntnisse… bleiben stets beim Erfahrenden und Erkennenden.

Erkenntnis ist
nicht lehrbar.

Beispiel: Es heißt, der Grieche Sokrates solle die Erkenntnis gehabt und gesagt haben: „Ich weiß, daß ich nichts weiß.“ In meiner Umgebung kenne ich niemanden, der diese Aussage nicht replizieren könnte. Ich kenne aber ebenfalls niemanden, der diese Erkenntnis hatte.

Weisheiten gibts im Plural,
Weisheit… nur im Singular.

Viele kennen gar nicht den Unterschied zwischen
Wissen und Erkenntnis, obwohl der – prinzipiell –
in den Lehranstalten vermittelt werden könnte.

Die Leute sind bereit, zuzugeben, nicht alles zu wissen, aber niemand ist an der Erkenntnis interessiert, nichts zu wissen. Genau genommen weiß JEDER, dem ein Doktor-Hut verliehen wurde, daß er bloß geschummelt hat, aber niemand gibt es zu. Gemogelt haben selbstverständlich auch die, denen es… nicht nachgewiesen werden kann.

Wissen wirkt attraktiv,
Weisheit jedoch nicht.

.

Einsicht & Erkenntnis

Einwand: „…irrationale, also bruchstückhafte Einsichten.“

Ja, so ist es: Alle Einsichten, Erkenntnisse oder intuitiv getroffene Entscheidungen sind irrationaler Art. Sie sind außerrational, in diesen Fällen… überrational. Sie erreichen uns von oberhalb der Ratio. Und sie sind bruchstückhaft. Erkenntnisse sind nicht ein sofort sichtbares Ganzes.

.

Meinung & Erkenntnis

Die Meinung unterscheidet sich von der Erkenntnis
dadurch, daß sich die Meinung im Licht der Weisheit
ändert, die Erkenntnis jedoch andauernd bestätigt wird.