Lern-Effekt

Erfahrung ist nicht das, was einem zustößt. Erfahrung ist das, was man aus dem macht, was einem zustößt.

– Aldous Huxley

Erfahrung als Lerneffekt.

Diese Verknüpfung kennt auch die uns bekannte Wissenschaft, die sich wesentlich auf kontrollierte Erfahrung (Experimente, Studien) gründet.

Sie braucht aber noch ein Weiteres: Die Nutzung der Intelligenz, die erst ermöglicht es, die Rahmen für die Erfahrungen sinnvoll zu konstruieren und vor allem: Die Ergebnisse im Rahmen der Fragestellung richtig zu deuten.

Unsere Wissenschaft ist – trotz all ihrer „Fortschritte“ – von Haus aus so dumm wie ein einfaches Küchenmesser. Sie ist so dumm aufgrund ihrer unwissenschaftlichen Glaubensbekenntnisse, zum Beispiel des Glaubens, der Körper enthalte den Geist (Geist = ein Konglomerat aus vorwiegend kognitiven Eigenschaften) im Gehirn des Menschen.

Das ist ungefähr so, als wollte jemand (der den Menschen nicht kennt) dem Geist eines abgestellten Autos auf die Spur kommen, indem er es in sämtliche Einzelteile zerlegt, diese noch zersägt, spaltet, schmilzt, verdampft und sonstwie analysiert.
Auch mit experimentellen Umkonstruktionen kommt dieser Jemand nicht viel weiter. Erst, wenn er zumindest mal die These zuläßt, daß die Erklärung in etwas zu finden sein könnte, was sich nicht aus Konstrukt und Hardware allein offenbart, hat er überhaupt eine Chance.

Die Wissenschaft wird einen Quantensprung machen, sobald sie realisieren kann, daß wir in Wirklichkeit Geistwesen sind und die Körper lediglich Sekundär-Erscheinungen abgeben.

Das heißt, die Wissenschaft muß, nachdem sie den Körper nun ausgiebig studiert hat, ihr Augenmerk auf den Geist selber lenken. Dabei wird sie en passant noch mehr über den Körper erfahren.

Erste Voraussetzung ist jedoch, daß der Wissenschaftler aufhört, das Spirituelle a priori zu leugnen: Eigene Erfahrungen in Sachen Meditation sind zwingend erforderlich, andernfalls kann sich der Forscher der neuen Intelligenz-Qualität gegenüber nicht öffnen.

Hier macht ein weiterer Glaubenssatz Probleme: „Nichts geht über Objektivierbarkeit!“

Und ja, vieles subjektiv Ermittelte ist nicht objektivierbar. Braucht es auch nicht. Wir müssen uns daran gewöhnen, daß objektiv und subjektiv Ermitteltes gleichermaßen anerkannt nebeneinander bestehen kann.

Spiritualität = ist nicht identisch mit Religiosität im Sinne von Gläubigkeit.

Glaubenskonstrukte aller Art sind hier nicht nur nicht erforderlich, sondern extrem hinderlich.

Ja, wir können (und müssen) weiterhin wie unsere Mit-Wesen über Erfahrung lernen. Aber wir Menschen sind privilegiert: Wir haben zudem die Möglichkeit, via Intelligenz zu lernen, also ohne den (Um-)Weg über die Erfahrung.

Wir sollten uns erlauben, gelegentlich dieses Neuland des Lernens zu betreten. 🌿

Projektion

Ich glaub wohl, daß Ihre Liebe zu mir mit dem Absein
wächst; denn wo ich weg bin, können Sie auch die Idee
lieben, die Sie von mir haben; wenn ich da bin, wird sie
oft gestört durch meine Tor- und Tollheit.

– Johann Wolfgang von Goethe (an Charlotte von Stein)

Er zeigt sich sehr bewußt, der Mann. Im Augenblick der Äußerung bewegt er sich auf der weisen (6) Ebene: Klare Unterscheidung zwischen Liebe und Projektion.

Diese Klarheit ist für Fortgeschrittene, denn das meiste von dem was üblicherweise unter Liebe verstanden wird, ist durch den Emotionalkörper ausgelenkte Projektion.

Bei ständiger Konfrontation mit der Wirklichkeit kann sich keine „schöne Idee“ von etwas oder Jemandem aufbauen oder halten. Im geistigen Mittelmaß aber… wird die Romantik gepflegt, die Illusion, das schöne Bild. Hier wird die klärende Wahrheit als störend, oft sogar als „verletzend“ empfunden.

Frage: „Wie verhält es sich bei Feindschaften?“

Genau so, selbstverständlich.

Auch „der Feind“  ist eine Projektion,
nur eine Idee jenseits der Wirklichkeit.

Wenn wir Krieg führen wollen, müssen wir ein drohendes Feindbild aufbauen. Anders geht es nicht, denn liebenswürdige Mit-Menschen will man nicht übervorteilen, hintergehen, verletzen oder sogar töten.

Wenn wir ein Feindbild generieren wollen, müssen wir zunächst nacheinander alle Kontakte abbrechen. Denn Liebe, Verständnis, Respekt… müssen unbedingt vermieden und verhindert werden! (Im Größeren (Nationalen) wird zudem eine Propaganda-Maschinerie eingerichtet, die den kollektiven Emotionalkörper befeuern und steuern soll.)

Das Ganze funktioniert ziemlich leicht, weil die archaische Anlage dazu in uns allen vorinstalliert ist und jederzeit in Funktion treten kann.

Auch hier sind es allein die Bewußtheit, die Weisheit, oder der Grad der Reife weniger Individuen, die diese – wenn der Mut dazu vorhanden ist – ausscheren lassen.

Doch auch hier gilt: Die (auf-) klärende Wahrheit ist nicht willkommen. Im harmlosen Fall wird sie als unangebracht und störend empfunden. Im weniger harmlosen Fall als „Verrat am Vaterland“ .

Wenn wir eine Zeit lang in den Mokassins des Menschen gehen, den wir
den Feind nennen, wird unser Feind-Bild sehr schnell dahin schmelzen.

Dabei ist es ganz egal, um welche Art „Feind“ es sich handelt.

Hinweis: „C.G.Jung: „Anima Projektion“.

Lesen… kann ich
nicht empfehlen.

Ob Jung oder Alt… Immer behindert Lesen die Intelligenz, hält die eigene Weisheit fern, verhindert den klaren, den unverstellten Blick auf die Dinge, blockiert das selbständige Denken, eben… die eigene Wahrnehmung.

Einwand: „Wir sind uns sicher darin einig, dass es in dieser Welt zu wenig Liebe gibt.“

Nein, sind wir nicht. 🙂

Wenn du den Eindruck hast, daß es in der Welt zu wenig Liebe gibt, dann liebe. Und die Welt sieht gleich ein bißchen anders aus. Ein Anfang für den Ausdruck der Liebe kann sein: Wertschätzung der Menschen – ohne Unterschied.

Der Totenschädel

Dschuang Dsï sah einst unterwegs einen leeren Totenschädel, der zwar gebleicht war, aber seine Form noch hatte.

Er tippte ihn an mit seiner Reitpeitsche und begann also ihn zu fragen: »Bist du in der Gier nach Leben von dem Pfade der Vernunft abgewichen, dass du in diese Lage kamst? Oder hast du ein Reich zugrunde gebracht und bist mit Beil oder Axt hingerichtet worden, dass du in diese Lage kamst? Oder hast du einen üblen Wandel geführt und Schande gebracht über Vater und Mutter, Weib und Kind, dass du in diese Lage kamst? Oder bist du durch Kälte und Hunger zugrunde gegangen, dass du in diese Lage kamst? Oder bist du, nachdem des Lebens Lenz und Herbst sich geendet, in diese Lage gekommen?«

Als er diese Worte gesprochen hatte, nahm er den Schädel zum Kissen und schlief. Um Mitternacht erschien ihm der Schädel im Traum und sprach: »Du hast da geredet wie ein Schwätzer. Alles, was du erwähnst, sind nur Sorgen der lebenden Menschen. Im Tode gibt es nichts derart. Möchtest du etwas vom Tode reden hören?«

Dschuang Dsï sprach: »Ja.«

Der Schädel sprach: »Im Tode gibt es weder Fürsten noch Knechte und nicht den Wechsel der Jahreszeiten. Wir lassen uns treiben, und unser Lenz und Herbst sind die Bewegungen von Himmel und Erde. Selbst das Glück eines Königs auf dem Throne kommt dem unseren nicht gleich.«

Dschuang Dsï glaubte ihm nicht und sprach: »Wenn ich den Herrn des Schicksals vermöchte, dass er deinen Leib wieder zum Leben erweckt, dass er dir wieder Fleisch und Bein und Haut und Muskeln gibt, dass er dir Vater und Mutter, Weib und Kind und alle Nachbarn und Bekannten zurückgibt, wärst du damit einverstanden?«

Der Schädel starrte mit weiten Augenhöhlen, runzelte die Stirn und sprach: »Wie könnte ich mein königliches Glück wegwerfen, um wieder die Mühen der Menschenwelt auf mich zu nehmen?«

– Dschuang Dsï   (365 – 290 v. Chr.)