Die Quelle der Philosophie

Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.

Platon

Doch, Platon, es gibt einen anderen Anfang der Philosophie der gleichwie ihr Ende ist:

Es ist unsere Mitte, die wir
auch mit Stille assoziieren.

Ohne diese Stille gibt es keine Philosophie… in der feinen Bedeutung ihres Wortes.

Das Denken passiert auf der Horizontalen,
Weisheit erreicht uns aus der Vertikalen.

Denken und Weisheit sind keine Verwandte, sie sind auf verschiedenen Ebenen zuhause.

Das Staunen ist eine Form der Liebe,
die sich aus der Stille heraus entfaltet.

Genauso, wie Weisheit sich aus der Stille heraus entfaltet.

Im Grunde

Im Grunde kann jeder Philosoph sein.

Richard David Precht   (im TV)

Spontan möchte man dir zustimmen, doch im Feld der Philosophie müssen wir etwas genauer sein.

1. Es gibt keinen Philosophen.

Allenfalls gibt es Menschen, die öfter als andere philosophisch tätig sind. Kein Mensch ist jemals 24/7 philosophisch tätig (gewesen).

2. Jeder Mensch hat sich schon philosophisch geäußert.

Jeder kennt mindestens kurze Zustände der Weisheit, aber nur selten ist jemandem klar, daß er gerade philosophisch tätig ist oder war. Das liegt unter anderem daran, daß Weisheit als völlig unspektakulär und selbstverständlich erlebt wird.

Punkt 2. belegt, daß du sinngemäß Recht hast: Niemand kann nicht philosophieren. Jeder kann sich jederzeit in das Feld der Weisheit einstimmen und philosophisch sein.

Philosophie ist: Liebe zur Weisheit und
die setzt die Liebe zur Wahrheit voraus.

Wer bereit ist,
sich selber gegenüber rückhaltlos
wahrhaftig zu sein, kann die Philosophie nicht verfehlen.

Denn niemand, kein einziger Mensch ist von der Weisheit wirklich abgeschnitten.

Jacobus_Weisheit+James+              Philosophie 📌

Sokrates

Diese Liebe ist die Philo-Sophia, die Liebe zur Weisheit, und Sokrates ist ihr Prophet.

– Barbara Zehnpfennig

Hier geht es nicht um Religiöses; auch nicht um religiöse Figuren wie Messias oder Prophet. Hier geht es um etwas, zu dem wir alle qua Geburt das Zugangsrecht haben. Bei vielen Menschen ist dieser Zugang etwas verschüttet, durch den Verstand – durch unsere Art zu denken und zu werten – blockiert, das ist alles.

Ein Mann wie Sokrates hilft wie eine Hebamme: Er erschafft nichts, was nicht schon vorhanden wäre. Er hilft, die Umstände ein wenig zu begünstigen, damit das, was schon vorhanden ist, etwas leichter ans Licht kann.

Sokrates, bekannt und gefürchtet wegen seiner Sucht, andere in Gespräche zu verwickeln, (Quelle)

– Barbara Zehnpfennig  

Es war eher ein Entwickeln, denn ein Verwickeln. Und seit wann klassifizeren wir die Tätigkeit der Lehrer als Sucht?

Die Lehrer der Weisheit nutzen unterschiedliche Techniken, um ihren Schülern zu helfen, an ihr eigenes Licht der Weisheit zu gelangen. Die Liebe des Sokrates drückte sich, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, in der „Hebammen-Technik“ aus.

Die Schüler suchten den Mann aus freien Stücken auf. Sie hatten ihn also nicht wegen seiner Gesprächsweise gefürchtet, sondern ihn genau wegen seiner Qualitäten aufgesucht. Und das ist ein Indiz für die bereits sehr hohe Geistige Reife derer, die ihn besuchten.

Die heutigen Philosophie-Studenten und -Professoren jedoch, ja sie würden ihn wohl fürchten. 😲 Zu Recht.

Akademische Herangehensweise an einen Mann
wie Sokrates kann das Verstehen nicht fördern.

Würde der Begriff Philosophie im Wortsinn verstanden werden können, die Sokratische Methode wäre gängige Praxis in den philosophischen Seminaren – vielleicht sogar auf dem Campus, unter den Studenten.

Sokrates

Philosophie heißt für Sokrates: auf Wahrheit ausgerichtet zu sein, ohne sie zu besitzen.

Wolfgang H. Pleger  (S. 174)

• Gilt es nur für den Sokrates, daß Philosophie auf Wahrheit ausgerichtet ist?
• Könnte denn jemals… irgend jemand „Wahrheit besitzen“? Wenn ja, wer?

1. Für die Philosophie ist es Voraussetzung, auf die Wahrheit ausgerichtet zu sein. Das gilt nicht nur für den Sokrates, sondern für jeden Philosophierenden – ausnahmslos! Wer nicht auf die Wahrheit ausgerichtet ist, kann vielleicht schwätzen, aber nicht philosophieren.

2. Nicht nur Sokrates kann die Wahrheit nicht besitzen. – Niemand kann das.

Diese beiden Aspekte sind also nicht typisch… für die
Person Sokrates, sondern typisch für die Philosophie.

Der Größte

Der größte Philosoph ist das Gewissen. 

– Jean-Jacques Rousseau

Der Wahrheit zuliebe muß es gesagt sein: Das ist ausgewachsener Blödsinn.

Eines der wichtigsten Elemente der Philosophie ist das Unterscheidungsvermögen. Die Unterscheidung zwischen wahr und unwahr, zwischen wesentlich und nützlich, zwischen bedeutend und bloß praktisch, zwischen dem, was wir handhaben und gestalten können (also kleiner ist als wir) und dem, was größer ist als wir…

Philosophie = ist die Liebe zur Weisheit.

Kein Teil eines Regelkonstrukts ist je vom Wert einer menschlichen Person. Und keinem gesellschaftlichen Regelwerk wohnt lebendige Weisheit inne. Das ist nicht möglich.

Teils gut, teils nicht so gut, manchmal auch schlecht: Regelwerke funktionieren.

Ist eine Moral klug ausgetüftelt, fein. Mehr ist nicht zu erwarten. Im besten Fall befanden sich jene Menschen, die ihrerzeit ein solches Werk ausbrüteten, auf der Ebene der Weisheit.

Gewissen = ist eine von außen aufoktroyierte, inzwischen internalisierte moralische Richtschnur, (letztlich) basierend auf Angst. Es ist ein primitiver psychologisch funktionierender „Mechanismus“, welcher vorwiegend zur Stabilisierung von Gruppen in Funktion gebracht wird.

Gewissen hat keinen Bezug zur Intelligenz, keinen zur Weisheit und keinen zur Liebe.

Gewissen wird nur dort gebraucht.., wo die
Geistige Reife auf niedrigem Level dümpelt.

Es ist etwas für Leidensfreudige: Ein gesellschaftlich nützliches, weil masochistisch funktionierendes Modul, als Ausgleich für mangelnde Bewußtheit.

Das Gewissen ist eine Art
internalisierter Peitsche.

Auf ein Mehr an Bewußtheit folgt ein Weniger an Gewissen. Aber Achtung: Auf ein Weniger an Gewissen folgt nicht zwangsläufig… ein Mehr an Bewußtheit!

Gewissenlosigkeit ist nur dann etwas Edles,
wenn Bewußtheit…  diesen Platz einnimmt.

Drittens: Einen großen Philosophen, gar „den größten Philosophen“ gibt es nicht. So wie es auch den kleinen oder „den kleinsten Philosophen“ nicht gibt oder geben kann. Es gibt nicht einmal „den Philosophen“.

Weisheit kennt keine Komparation.

Hat schon mal jemand von „der Liebenden“ gehört, oder gar vom „größten Liebenden“?

Wir alle können uns jederzeit der Liebe öffnen und ebenso können wir uns der Weisheit öffnen. Aber wohl kaum jemand von uns ist ständig im Zustand der Liebe; ebenso ist wohl auch kaum jemand permanent in der Frequenz der Weisheit.

Es gibt d e n Schreiner,
aber nicht d e n Philosophen.
Das Ausgangs-Zitat ist Beleg dafür.

Denn mit deinem Satz gewichtest du einen psychologischen Reflex über die Weisheit, Jean-Jacques Rousseau. Damit hast du die Philosophie nicht nur nicht gestreift, damit hast du ihr gerade mal den Rücken gekehrt.

Imperativ

Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die du zugleich wollen kannst,
daß sie ein allgemeines Gesetz werde!

– Immanuel Kant

Du bist mit deinem Imperativ ein bißchen zu streng, Immanuel: Du setzt einen (zu) hohen Grad an Geistiger Reife voraus. Das ist deshalb nicht ganz seriös, weil du mit deiner kategorischen Forderung die Gegebenheiten nicht berücksichtigst.

Möglicherweise hast du diesen Satz (vor lauter Begeisterung ✨) vom alten Konfuzius abgeschrieben? Denn der formulierte dasselbe bereits 22 Jahrhunderte vor deiner Zeit jedoch nicht als Forderung, sondern als selbstverständliches Faktum:

Der EDLE bewegt sich stets so, daß sein Auftreten zu jeder Zeit als allgemeines Beispiel gelten kann. Er benimmt sich so, daß sein Verhalten jederzeit als allgemeines Gesetz dienen kann. Und er spricht so, daß sein Wort zu jeder Zeit als allgemeine Norm gelten kann.

– Konfuzius

Im Unterschied zu dir unterscheidet Konfuzius zwischen den Edlen und den Gemeinen. Seine Erwartung richtet sich realistischerweise an die kleinere der beiden Gruppen und nicht an Jedermann.

Konfuzius richtet sich an die Lehrer.

Nicht an die, im Sinne von „Pauker“, sondern an die Vorbildlichen, an die Lehrenden. Und zwar mit einem hohen Anspruch!

  • Vorbildhaftigkeit kann nur von den Wenigen gefordert und erwartet werden.

Nämlich von denen, die auch die Kapazität dazu haben; bei denen die Geistige Reife, das Notwendige und Richtige aus sich selbst heraus (!) erkennen zu können, bereits vorhanden ist.

Die große Masse… braucht die von außen aufoktroyierten Gesetze und Gebote.

Konfuzius bezieht sich auf den Geistigen Reifegrad mindestens des Erwachsenen (4), eher auf den des Lehrers (5). Geistige Reife ist aber keine Sache der Klugheit (IQ), des Standes, der Bildung, des Intellekts oder der Macht! Auch nicht die einer besonderen Fertigkeit oder eines Talents.

Geistige Reife  📌

Und, Immanuel, hast du von ihm abgeschrieben? 😎

Es wird wohl keinen deutschen „Philosophen“ geben, der nicht bei dem einen oder anderen Mann aus dem fernen Osten abgekupfert hat. In Sachen Weisheit (6) haben sie nun mal die Nase vorn.

Adel  📌

Denken

Das Denken ist das Selbstgespräch der Seele.

– Platon

So allgemein formuliert…
spräche das nicht für unsere Seele, auch nicht für den Göttlichen Funken in uns.

Experimentell kann der geneigte Leser mal konsequent alles notieren, was sein Verstand an einem einzigen Tag denkend alles absondert. Das Ergebnis dieser Notizen wird niemand mit seiner Seele in Verbindung bringen wollen: Soo viel dummes Zeug!

Ja, es gibt eine Möglichkeit… Aber dazu muß man in die Stille gehen. In der Stille können Sätze auftauchen, „die wir uns niemals gedacht hätten“. Sie haben eine andere Qualität. Jetzt, während der Tagesverstand ruht, und streng genommen gar kein Denken stattfindet, könnte man vielleicht… von einem „Selbstgespräch der Seele“ sprechen.

In diesem Moment befinden wir uns…
auf einer reiferen Ebene unseres Seins.

Zuversicht

Die Gewohnheit,
alle Dinge von der Lichtseite zu betrachten, ist
mehr wert, als ein Einkommen von Tausenden.

– David Hume

Vernünftig ist diese Aussage nicht – aber wahr !

Die Vernunft gibt den Tausendern den Vorzug, die Weisheit der Bewußtheit. Je nach Vorliebe und dem Grad unserer Reife sprechen wir den Dingen den Wert zu.

Philosophie

Die Philosophie aber muß sich
hüten, erbaulich sein zu wollen.

– Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Eine solche Philosophie, eine die „erbaulich sein will“, ist auch gar keine – sondern bloß Belletristik. Literarische Unterhaltung. Das Genießen logischer Analysen und ästhetischer FORMatierungen… haben mit Philosophie nichts zu tun.

Einzig die Liebe zu Wahrheit
und Weisheit ist Philosophie.