Die größten Denker, die mir vorgekommen sind,
waren gerade unter allen Gelehrten, die ich habe
kennen gelernt, die, welche am wenigsten gelesen
hatten.– Georg Christoph Lichtenberg
Warum ist das so?
Ob Zeitung, Roman oder Sonstiges, immer wenn wir etwas lesen, müssen wir uns – zwangsläufig – auf die Sprache, auf das Denk-Konstrukt und auf das Werte-Konglomerat des jeweiligen Autors einlassen. Damit werden wir unwissentlich in Spuren gezwängt oder lassen uns (was seltener vorkommt) wissentlich auf seine Gleise setzen.
Normales Lesen steht in Korrelation
zur Ebene (1) unserer Geistigen Reife.
Wir einverleiben uns, was uns vor die Nase kommt und verlassen so unsere geistige Freiheit. Wir steigen in das beengende Konstrukt eines Autors ein und regredieren zum Konsumenten.
Georg Christoph Lichtenberg: „die, welche am wenigsten gelesen hatten.“
Diese hatten sich nicht gescheut, die Dinge selber zu betrachten. Mit der Kompetenz ihres eigenen Sensoriums für Wahrheit, mit ihrem eigenen Sinn für Weisheit.
Lesen ist Störung der
geistigen Autonomie.
Grob unterschieden stehen uns zwei Arten zu lesen zur Auswahl:
- Übliches Lesen – beschert uns in letzter Konsequenz eine Begrenzung der eigenen Intelligenz und Weisheit.
- Intelligentes Lesen – setzt bereits ein gewisses Maß an Weisheit voraus. Diese Form des Lesens wird wohl keine schädigende Wirkung verursachen.
Intelligentes (!) Lesen kann sogar zu einer Bereicherung im Sinne von Inspiration führen, im Sinne von Transmission: Dadurch, daß (ohne zu plagiieren) die Energie des EIGENEN Sehens und des EIGENEN Ausdrucks… Anregung findet.
§ 1 des Intelligenten Lesens: So wenig lesen wie möglich.
So, wie ein bewußt handelnder Mensch nicht wahllos alles, was ihm vor die Nase kommt in den Mund stopft, so wird er auch seinen Lesestoff a) reduzieren und b) nach Erfordernis und Qualität auswählen. Er hält es für sinnvoll, Erlesenes zu lesen.
§ 2 des Intelligenten Lesens: Nicht konzentriert, sondern diffus lesen.
Wir können 1 : 1 intellektuell aufnehmen, was wir lesen, das ist die eine Möglichkeit. Eine weitere, intelligentere ist, diffus zu lesen. Das heißt: Den Verstand nur so weit involviert sein lassen, wie es der Situation gegenüber angemessen ist, also nur so weit wie eben nötig. Ansonsten vorwiegend mit innerem Abstand lesen, um damit auch unseren anderen Fähigkeiten, den feineren Sensoren und der Weisheit Raum zu geben, denn:
Wahrnehmen ist mehr als
nur mit Verstand zu lesen.