Präsenz

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Wer sich nicht auf der Schwelle des Augenblicks, alle Vergangenheiten vergessend, niederlassen kann, wer nicht auf einem Punkte wie eine Siegesgöttin ohne Schwindel und Furcht zu stehen vermag, der wird nie wissen, was Glück ist, und noch schlimmer: Er wird nie etwas tun, was andere glücklich macht.

– Friedrich Nietzsche

Der Satz des Pythagoras

Man soll schweigen oder Dinge sagen, die noch besser sind, als das Schweigen.

– Pythagoras von Samos

Sehr anspruchsvoll. Doch ist niemandem geholfen, wenn man Unmögliches verlangt.

Auf einer bestimmten Ebene der Reife, oder in einem meditativen Zustand, oder wenn man sich tief in seiner Mitte befindet, bekommen die Worte eine Schwingung, die der Qualität der Stille nahe kommen. Aber eben nur…  nahe kommen. Selbst hier wird noch – wenn auch nahezu in Abwesenheit des Egos – der Verstand gebraucht.

Die wirkliche Stille liegt weit hinter den Worten, liegt noch weit hinter dem Denken.

Was helfen kann,
ist Achtsamkeit.

Achtsamkeit in der Wahl der Worte, achtsam sein in dem, was man sagt, auch in der Wahl der Inhalte und das genaue Hinsehen, wann Stillschweigen angesagt ist – selbst mitten im Gespräch.

Man kann sagen, daß der Stille – gegenüber dem Reden – der weitaus größere Wert zukommt.

Worte, die selbst die Stille noch veredeln, wird es wohl nicht geben. 

Es ist die Gedankenstille, die volle Präsenz, die uns Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort als Große Einladung zur Verfügung steht.

Präsenz

Niemand kann sein Glück genießen, ohne daran zu denken, daß er es genießt.

– Samuel Johnson

Aus einer Perspektive gesehen, ist die Aussage nicht wahr.
Aus einer etwas anderen Perspektive gesehen, ist sie wahr.

1. Jedermann kann Augenblicke des Glücks genießen, ohne daß der Verstand involviert ist. Allerdings wird er dann nicht von “Glück” sprechen, er wird den augenblicklichen Zustand der Freude nicht mit einem Zustand von gestern vergleichen. Er ist (von Außen gesehen) glücklich, ohne dies selber zu wissen (ähnlich einem Baby). Aus dieser Perspektive gesehen, ist die Aussage nicht wahr.

2. Andererseits gibt es den Begriff Glück nur, wenn und weil es den Vergleich gibt. Vergleich ist ohne den aktiven intellektuellen Verstand nicht möglich. Auch die Kommunikation über ein Gefühl des Glücks ist ohne diesen Verstand nicht möglich. Aus dieser Perspektive gesehen, ist die Aussage wahr.

Die erstgenannte Art von Sein in totaler Präsenz und von Handeln in totaler Präsenz ist uns noch fremd und wird deswegen auch leicht übersehen, wenn es denn mal passiert. Hinzu kommt, daß in Momenten der Präsenz die Gedächtnis- Aufzeichnungen noch dünner sind, als eh schon. Das ist auch ein Grund, warum uns die Meditation als so wertlos erscheint: Wir erinnern uns ja nicht einmal! Deshalb ist uns das Denken von so hohem Wert und das Im-Gedankenfreien-Moment-Sein, dagegen… eher suspekt.

Wir denken,
daß wir nur dann
sind, wenn wir denken.

Ob es denn so ist, daß wir nur dann sind, wenn wir denken, oder ob wir auch dann sind, wenn wir nicht denken, kann jeder Einzelne für sich selber herausfinden!

Dazu bedarf es lediglich die Bereitschaft zu scharfer Beobachtung. Aber Achtung: Sobald wir interpretieren, ist der Verstand schon wieder im Rennen.