Die unerträgliche Leichtigkeit

Wenn ich eine Weile ohne Lust und ohne Schmerz war und die laue fade Erträglichkeit sogenannter guter Tage geatmet habe, dann wird mir in meiner kindischen Seele so windig weh und elend, dass ich die verrostete Dankbarkeitsleier dem schläfrigen Zufriedenheitsgott ins zufriedene Gesicht schmeiße und lieber einen recht teuflischen Schmerz in mir brennen fühle als diese bekömmliche Zimmertemperatur.

– Hermann Hesse

Denn, wie der Herr Geheimrat sagte:

Nichts ist
schwerer zu ertragen
als eine Reihe von guten Tagen.

Darum sind wir für diese so kurze Zeit hier
auf diesem Globus: Wir wollen was erleben!

Mount Everest, May 2019,,
Foto: Nirmal Purja. Am Morgen des 22. Mai 2019 am Mount Everest.

Und wenn uns die Erlebnisse der Kindheit noch nicht reichen, klettern wir auf den Mount Everest, um jeden Teil unseres Körpers intensivst zu spüren, oder machen Bungeejumping, um unserer Angst in all ihrer Macht gegenüber zu stehen, oder fahren Autorennen, um uns auf des Messer´s Schneide zu fühlen, oder melden uns auf einem Schlachtfeld an, um die Nähe des Todes zu spüren, oder machen eine Beziehungskiste auf: Das ultimative Panoptikum der Dramen!

Beobachtung

Niels Bohr, Realität, Beobachtung, Nirmalo,

• Keine Person sieht das Selbe wie eine beliebig andere.
• Jede neue Perspektive zeigt uns eine neue Gestalt.
• Das Gleiche ist nie (das Selbe wie) das Selbe.
• Nichts Anderes kann das Selbe sein.
• Nichts ist, wie es zu sein scheint.

Mindestens zwei Begriffe müssen wir deutlich unterscheiden:

◾ Realität  und
◾ Wirklichkeit

Realität und Wirklichkeit sind nicht kongruent, nicht identisch.

Realität ist als unsere Projektion
nur eine scheinbare Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit ist, wie sie ist. Und so wie sie ist, ist sie uns schon allein wegen der Begrenztheit unserer menschlichen Möglichkeiten der Wahrnehmung nahezu vollständig unbekannt.

Die Realität ist das, was wir „real“ nennen. Sie ist unsere Interpretation einiger Fragmente der Wirklichkeit, die wir vorwiegend über den Filter unserer Sinne wahrnehmen. Die Realität gestaltet sich über unsere Art und Weise, wie wir die Dinge beobachten, benennen, bewerten und einordnen.

Realität = ist nur eine Schein-Wirklichkeit, die darum im Osten Maya = Illusion genannt wird.

Realität ist bloß. . .
unsere Sichtweise.

Dennoch ist der Begriff „Realität“ im gesellschaftlichen Leben als eine Art Arbeits-Begriff nützlich und erforderlich.


Auch ein Satori zeigt dem Sehenden nur das, was er sieht und was er sehen/erleben soll: Einen winzig kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit, der sich anschließend als eine beeindruckende Erinnerung (Initiation) im Gedächtnis ablegt.

Niemand sonst sieht
und erlebt das Selbe.

Selbst der das Satori Erlebende
selbst ist nicht mehr der Selbe.

Eifersucht

Eifersucht ist die unnötige Besorgnis um etwas, das man nur verlieren kann, wenn es sich sowieso nicht lohnt, es zu halten.

– Ambrose Bierce

Ambrose: „…wenn es sich sowieso nicht lohnt, es zu halten.“

Das ist die Sprache eines Händlers, eines Geschäftsmanns, der vom Bestreben nach Maximierung seines Gewinns getrieben ist und alles übrige in seinem Wert, diesem unterordnet. Wer so denkt, bewegt sich auf der Ebene des Handels, aber nicht in den Höhen der Liebe.

Ambrose: „…nicht lohnt, es zu halten,“

Mit dieser Formulierung setzt du voraus, daß wir überhaupt die Macht hätten, einen Menschen (oder sogar die Liebe auf-) halten zu können. Das ist ja, wie… mit einem Fischernetz das Meerwasser einfangen und halten wollen. 😮 Liebe ist unfaßbar. 

Eifersucht und Liebe schwingen nicht in der selben Oktave. 

  • In der Eifersucht… (einem Kind der Angst) schwingen wir in den niedrigsten Frequenzen.
  • In der Liebe… schwingen wir in den höchsten.

Beides gleichzeitig geht nicht. Entweder sind wir in Angst, oder wir sind in Liebe.

Eifersucht und Liebe können sich nicht
begegnen  sie bleiben einander fremd.

Sufi-Schüler

Sufi, Tanz,

Wo immer der Tanzende mit dem Fuß auftritt, da entspringt dem Staub ein Quell des Lebens. Rumi

🐪 🐪

Man erzählt sich…
Ein Sufi-Meister ritt mit einem seiner Schüler durch die Wüste.
Bei Einbruch der Dunkelheit stießen sie auf eine Karawanserei und beschlossen, dort zu übernachten. Der Meister trug seinem Schüler auf, sich um die Kamele zu kümmern und ging schlafen.
Am nächsten Morgen waren die Kamele fort. Der Schüler hatte sie nicht angebunden.
Der Meister fragte: „Warum hast du die Kamele nicht angebunden?“
Der Schüler: „Du lehrst uns doch, daß wir Allah vertrauen sollen.“
Darauf sagte der Meister: „Ja, es ist richtig, Allah zu vertrauen, doch zuerst binde die Kamele an.

Kunst

Stein-Elefant.jpg

Beeindruckende Kunst. Aber worin besteht die Kunst? In der Bildhauerei, oder…?

Nach kurzer Recherche wegen aufgetretener Skepsis ist anzunehmen, daß ein Künstler namens Marcel Laverdet diese interessante Illusion aus seinem Ärmel gezaubert hat.

Liebe & Imperativ

Diese Anekdote erzählt man sich vom Alten Fritz…

Er war ein bisweilen harscher und unberechenbarer Zeitgenosse!
     Die Bürger hatten also wenig Neigung, ihn irgendwo im Land zu treffen, wußte man doch, daß er mitunter auch inkognito unterwegs war.
     Eines Nachts, ein Bürger war noch in den Straßen der Stadt unterwegs, als dieser weiter hinter sich Schritte hörte, die vom „tack, tack, tack…“ eines Krückstocks begleitet wurden.
     Der Bürger ahnte sofort, wer dort hinter ihm schritt und schlich sich flugs in die Ecke eines Hauseingangs, um nicht vom Schein der Straßenlaterne erfaßt zu werden.
     Die harten Schritte kamen immer näher und plötzlich stand der Verfolger direkt vor ihm.
     „Was denkt er von seinem König?“, fragte dieser unvermittelt mit harter Stimme den verängstigten Mann.
„Er achtet ihn“, antwortete der Mann wahrheitsgemäß, aber leise.
     „Er achtet ihn…“, wiederholte der Alte Fritz und seine Stimme wurde allmählich etwas drohender: „Lieben soll er mich! Lieben soll er mich! Lieben soll er mich!…“
     Und mit jedem: „Lieben soll er mich!“ drischt der König hart mit seinem Krückstock auf seinen armen Untertanen ein…

Selbst ein Kriegsherr und König bleibt beim Einfordern von Liebe erfolglos. Spätestens hier muß er scheitern.

✿  Liebe kann nicht eingefordert werden.alte-fritz_223-3
✿  Frieden kann nicht eingefordert werden.
✿  Vertrauen kann nicht eingefordert werden.