Wirklichkeit

Wenn aber das Erkennbare auch das Wirkliche ist, so ist es klar, dass das Erkennen notwendig ist und das vernünftige Denken ebenso.

– Aristoteles

Aristoteles: „…das Erkennbare auch das Wirkliche ist“

Aber nein: Das Sichtbare, Hörbare und Fühlbare sind nicht identisch mit der Wirklichkeit. Unsere Sinne täuschen uns gewaltig, wenn wir nicht äußerst aufmerksam sind.

Darum halten wir die Illusion von
Wirklichkeit für die Wirklichkeit.

Aristoteles: „…klar, dass das Erkennen notwendig ist“

Vieles ist „notwendig“: Der Blut-Kreislauf, die Verdauung der Nahrung, das Unterscheidungsvermögen… und ja, auch das Erkennen. Aber nichts von dem ist notwendiger oder weniger nötig als das andere.

Aristoteles: „…und das vernünftige Denken ebenso (notwendig)“

Ja, auch das Vernunft-Denken ist wichtig. Aber auch das ist nicht wichtiger als die Intuition, als das Mitgefühl, als der Zugang zu Intelligenz und Weisheit…

Das, wovon du sprichst, ist nur die Basis für das (Über-)Leben des Körpers in der Gesellschaft. Bliebe es dabei, bliebe es bei der Horizontalen – wäre es nichts.

Der Mensch beginnt mit der
Einbeziehung der Vertikalen.

Glaube

Glaube an deine eigenen Gedanken.

– Ralph Waldo Emerson

Warum? Nur weil es „meine“ Gedanken sind, müssen sie noch nicht vor Weisheit triefen. Eine ordentliche Portion Skepsis ist eine Sache der Intelligenz. Für das Glauben…  braucht ´s nicht so viel davon.

Warum nicht grundsätzlich alle Gedanken und alle Texte die uns begegnen, durch den eigenen Scanner laufen lassen, um sie auf Qualität und Wahrheitsgehalt zu prüfen? Die vermeintlich „eigenen“ inklusive. Selbstverständlich!

Zur geistigen Emanzipation, zu der du mit deinem Satz wohl einladen möchtest, gehört grundsätzlich, auch die eigenen Gedanken…  der Prüfung zu unterziehen. 

Letzte Ziele?

Intelligenz macht uns die Wechselbeziehung von Mitteln und Zwecken deutlich. Aber bloßes Denken kann uns keinen Sinn für die letzten und fundamentalen Ziele geben.

– Albert Einstein

Albert Einstein: „Intelligenz macht uns die Wechselbeziehung von Mitteln und Zwecken deutlich.“

Wenn wir intelligent verfahren, werden wir immer zwischen Mittel und Zweck (im Sinne von Ziel) klar unterscheiden. Aber Achtung:

Wissenschaft = ist Mittel.

Manchmal ein gutes, manchmal ein schlechtes, aber niemals End-Zweck!

Albert Einstein: „Aber bloßes Denken kann uns keinen Sinn für die letzten und fundamentalen Ziele geben.“

1. Ja, denn dazu ist das Denken nicht in der Lage. Auch das Denken ist bloß ein – zwar in manchen Bereichen nützliches, aber in anderen… komplett untaugliches – Mittel.

2. Die Formulierung „bloßes Denken“ ist unsinnig, weil hiermit suggeriert wird, es gäbe noch andere Formen oder Add-ons des Denkens. Denken ist Denken und nichts sonst. Es ist Unterstützung, hat also bloß Hilfsfunktion. Für die wesentlichen Dinge des Lebens ist das Denken irrelevant.

3. Das Wort „Ziel“ ist in diesem Zusammenhang ebenfalls unsinnig: Welches Ziel hat die Sonne, wenn sie gerade aufgeht? Den Zenit? Den Untergang? Etwas dazwischen? Welches Ziel hat der Baum, wenn die beiden ersten Blättchen die Schale des Samens durchbrechen? Jeder einzelne Augenblick im Leben des Baumes hat seinen eigenen Wert.

Ziel = ist bloß eine Idee.
Ziel ist ein Konstrukt des Verstandes.

Es gibt kein Ziel, außer wir formulieren gerade eines. Dann geben wir ihm gerne einen hohen Wert, dem wir Weg & Mittel sträflich wert-unterordnen. Sträflich, weil auch für unser Leben gilt:

Der einzelne Augenblick
…hat den höchsten Wert.

Ob der Verstand, ob unser Denken damit in Übereinstimmung geht, oder nicht.

Präsenz

Niemand kann sein Glück genießen, ohne daran zu denken, daß er es genießt.

– Samuel Johnson

Aus einer Perspektive gesehen, ist die Aussage nicht wahr.
Aus einer etwas anderen Perspektive gesehen, ist sie wahr.

1. Jedermann kann Augenblicke des Glücks genießen, ohne daß der Verstand involviert ist. Allerdings wird er dann nicht von “Glück” sprechen, er wird den augenblicklichen Zustand der Freude nicht mit einem Zustand von gestern vergleichen. Er ist (von Außen gesehen) glücklich, ohne dies selber zu wissen (ähnlich einem Baby). Aus dieser Perspektive gesehen, ist die Aussage nicht wahr.

2. Andererseits gibt es den Begriff Glück nur, wenn und weil es den Vergleich gibt. Vergleich ist ohne den aktiven intellektuellen Verstand nicht möglich. Auch die Kommunikation über ein Gefühl des Glücks ist ohne diesen Verstand nicht möglich. Aus dieser Perspektive gesehen, ist die Aussage wahr.

Die erstgenannte Art von Sein in totaler Präsenz und von Handeln in totaler Präsenz ist uns noch fremd und wird deswegen auch leicht übersehen, wenn es denn mal passiert. Hinzu kommt, daß in Momenten der Präsenz die Gedächtnis- Aufzeichnungen noch dünner sind, als eh schon. Das ist auch ein Grund, warum uns die Meditation als so wertlos erscheint: Wir erinnern uns ja nicht einmal! Deshalb ist uns das Denken von so hohem Wert und das Im-Gedankenfreien-Moment-Sein, dagegen… eher suspekt.

Wir denken,
daß wir nur dann
sind, wenn wir denken.

Ob es denn so ist, daß wir nur dann sind, wenn wir denken, oder ob wir auch dann sind, wenn wir nicht denken, kann jeder Einzelne für sich selber herausfinden!

Dazu bedarf es lediglich die Bereitschaft zu scharfer Beobachtung. Aber Achtung: Sobald wir interpretieren, ist der Verstand schon wieder im Rennen.

Denkfaulheit

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Aufklärung = ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit = ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Selbstverschuldet = ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.

Sapere aude!

Habe Mut,
dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen !

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.

Es ist so bequem,
unmündig zu sein.

Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken – andere werden das lästige Geschäft schon für mich übernehmen.

Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: Von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.“ – Imm. Kant  (Zitat-Ende)

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Was ist Aufklärung ?

Aufklärung geschieht nicht durch das Fernbetrachten von etwas Vergangenem (Literatur), sondern indem wir in Echtzeit und auf eigenen Füßen das Feld der Aufklärung betreten.

Der Aufklärung liegt der Entschluß zugrunde, sich aus der
selbst-gebastelten Unmündigkeit heraus zu emanzipieren.

  • Aufklärung ist nichts, das wir von außen (von Jemandem oder aus der Literatur) bekommen könnten. Sie ist nichts, was gekauft oder gegeben werden könnte. Also ist sie niemals identisch mit Information (die mit „glauben“ in Verbindung steht).
  • Aufklärung kann nicht angelesen, studiert oder gelehrt werden.
  • Aufklärung ist kein Verfahren, das irgendwann einmal abgeschlossen wäre.
  • Aufklärung hat einen Anfang in Form einer Entscheidung – aber kein Ende.
  • Aufklärung ist die permanente Bereitschaft, sich für die Wahrheit offen zu halten.
  • Aufklärung heißt ebenfalls, sich nicht von den eigenen Vorurteilen einfangen zu lassen.
  • Aufklärung bedeutet, die volle Verantwortung für die eigene Sicht auf die Welt, auf ihre Details und auf sich selbst zu übernehmen.

Das Gegenteil von Aufklärung (in diesem Sinne) sind…
Manipulation, Propaganda und vor allem Denkfaulheit.

Lesen = ist die Bereitschaft, sich durch permanente Anhäufung von Denk-Gespinsten Anderer, die sensiblen Antennen des eigenen Wahrnehmungs-Sensoriums zuschütten oder abtöten zu lassen.

Aufklärung ist selbstverständlich ebenfalls nicht, ein Glaubens-Konstrukt gegen ein anderes auszutauschen, also die Gemeinde zu wechseln.

Zwischen Aufklärung und Glauben gibt es keine Gemeinsamkeit.

Conclusio:

Aufklärung = ist die andauernde Bereitschaft zur freien
Entfaltung der eigenen Fähigkeit zur selbständigen Wahr-
nehmung und weisen Integration alles Wahrnehmbaren.

.

Geistige Souveränität

Aufklärung“ ist der Begriff, den Immanuel Kant im Zusammenhang mit Klarheit (Klärung) verwendet, doch eigentlich plädiert er für die geistige Souveränität eines Jeden.

„Aufklärung“ suggeriert, jemand will mich aufklären oder ich will jemanden aufklären. Also kann die Absicht zur Aufklärung im weitesten Sinne auch mit Überredung, mit Manipulation, mit Übergriffigkeit zu tun haben. 

Aus diesem Grund bevorzuge ich wahlweise einen der folgenden Begriffe:

Geistige Autonomie
Geistige Mündigkeit
Geistige Souveränität

Wobei der Schwerpunkt nicht auf dem Denken liegt, sondern auf einer möglichst klaren Art der Wahrnehmung, denn:

Das Wahrnehmen ist weit größer als das Denken.

Das Denken bekommt erst in der kognitiven Nachbereitung seine Wichtigkeit.

Geistige Souveränität = ist die andauernde Bereitschaft zur
freien Entfaltung der eigenen Fähigkeit zur selbständigen
Wahrnehmung und weisen Integration alles Wahrnehmbaren.

Denken  📌

.


Zitat: Immanuel Kant, im Jahr 1784, in der „Berlinische Monatsschrift“

Lesen

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Lesen  oder  wahrnehmen ?

Es hält sich das beliebte Märchen, Intelligenz und Weisheit verhielten sich proportional zum geistigen Konsum von Büchern, Sätzen, Wörtern und Lettern. 🤗

Die Formulierung »Autonome Wahrnehmung« wäre doppelt gemoppelt, denn Wahrnehmung (falls es sich wirklich um diese handelt) ist immer autonom.

Das „Problem“ mit der Wahrnehmung
ist der Brei von hunderten von Büchern
und Schriften, der uns die Brille verklebt.

Den Schriften fehlt halt der Warnhinweis:

LESEN… SCHADET
IHRER  GEISTIGEN
G E S U N D H E I T

Denn das WAHRNEHMEN erfordert ein erhöhtes Maß an Intelligenz, während wir beim LESEN – beinahe wie unmündig oder behindert – geistig an der Leine des Autors geführt werden.

Das Lesen bedarf an Intelligenz
allenfalls den stand-by-modus.
Weisheit braucht es gar keine.

Kaum ein Punkt

Was unser Denken begreifen kann, ist kaum ein Punkt, fast
gar nichts im Verhältnis zu dem, was es nicht begreifen kann.  – John Locke

Einige deiner Sätze das Denken betreffend, lassen vermuten, daß du die relative Größe des Verstandes siehst; daß du zwar seine Möglichkeiten schätzt, aber auch problemlos seine Grenzen und sein Unvermögen anerkennst.

Damit befindest du dich außerhalb des Illusionsbereichs der Masse der Intellektuellen, inklusive der der Wissenschaftler, die fast allesamt das Denken, also die intellektuelle Partition des Verstandes für die höchste Instanz halten. 

Sie meinen, daß alles am intellektuellen Verstand und mit diesem zu messen sei.

Da deine Sicht auf das Denken nicht begründbar ist, werden sie sagen, daß du dich im Unrecht befindest. Denn ihnen ist der Beweis die Meßlatte.

Was sie nicht verstehen: Diese Meßlatte ist nur ein Werkzeug der Logik, die wiederum auch nur ein Werkzeug des Verstandes ist, der wiederum auch nur ein Werkzeug ist.

Zwar ist das Denken ein genauso wichtiger Teil wie unsere Beine, unser Rückgrat und unser Gleichgewichts-Sinn, aber eben nur EIN Instrument in einem großen Orchester.

Sie können es auch gar nicht verstehen, da sie sich nur im Verstand bewegen und aus ihm heraus die Welt begreifen wollen und grundsätzlich nicht bereit sind, etwas größeres als ihn anzuerkennen. Hier ist die fehlende Bereitschaft zur Draufsicht das größte Hindernis für eine intelligente Öffnung.

     Vergleichbar dem Frosch, der nicht aus dem Brunnen klettert, weil er fest 
     davon überzeugt ist, daß sein Blick auf den Himmel der größtmögliche ist.

Ja, was wir mit unser Denken begreifen können, ist kaum ein Fliegenschiß, es ist fast gar nichts im Vergleich zu all dem, was der Verstand überhaupt nicht begreifen kann.

Die gute Nachricht: Es wird auch nicht gebraucht. Das, was wir mittels unseres Denkvermögens nicht begreifen können, braucht auch nicht begriffen zu werden.

Das Mentale hat eine überschaubare Aufgabe. Alles Übrige geht es nichts an.

Wahrnehmung

Zierlich Denken und süß Erinnern
Ist das Leben im tiefsten Innern.

– Johann Wolfgang von Goethe

Zierlich und süß… 😳

Du scheinst bereits mit Wenigem zufrieden zu sein, Johann Wolfgang, denn Denken und Erinnern spielt sich an unserem Rande ab.

„Im tiefsten Innern“…  findest du Bewußtsein

Erstaunlich, daß du noch nicht darauf gestoßen bist. – Bei deiner Beobachtungsgabe!

Wahrnehmen 
ist vor dem Denken
und vor dem Erinnern.

Wie könntest du etwas erinnern, das du nicht schon vorher wahrgenommen hättest? Was ermöglicht es dir, das eigene Denken und Erinnern wahrzunehmen? Also: 

Wahrnehmung ist bedeutender. . .  als die Erinnerung.

Mal ganz abgesehen davon, daß – im Gegensatz zum Wahrnehmen – das Erinnern immer brüchig bleibt und sukzessive rudimentärer wird.

Wahrnehmung geschieht, bevor Denken
und Erinnern zu funktionieren beginnen.

Und Wahrnehmen geschieht auch dann, wenn sich Denken und Erinnern bereits langsam verabschieden.