Erkenne dich selbst! stand am Eingang der antiken Welt geschrieben. Über den Eingang der neuen Welt wird geschrieben stehen: Sei du selbst!
– Oscar Wilde
Und wie willst du du selbst sein, so lange du dich noch gar nicht erkannt hast? Wer dem ersten Imperativ gefolgt ist, für den ist der zweite irrelevant, obsolet.
Die Bedeutung des „Erkenne dich selbst!“ wird bleiben, solange es Menschen gibt. Es ist kein Phänomen eines bestimmten Zeitalters: Es handelt sich hier um einen Hinweis auf dem Weg des spirituell Suchenden.
Wer sich selbst erkannt hat, braucht den zweiten Imperativ nicht mehr – auch nicht als netten Hinweis: Die beiden Aufforderungen befinden sich nicht auf der selben Ebene.
„Sei du selbst“ dagegen ist… bloß eine psychologische Empfehlung auf der sozialen Ebene. Dafür ist Bewußtheit keine Vorausetzung.
Sich selbst erkennen wollen, ist keine „antike“, keine vergangene Geschichte, sondern eine immer zeitgemäße, individuelle, nach innen gerichtete Wissenschaft.