Die unerträgliche Leichtigkeit

Wenn ich eine Weile ohne Lust und ohne Schmerz war und die laue fade Erträglichkeit sogenannter guter Tage geatmet habe, dann wird mir in meiner kindischen Seele so windig weh und elend, dass ich die verrostete Dankbarkeitsleier dem schläfrigen Zufriedenheitsgott ins zufriedene Gesicht schmeiße und lieber einen recht teuflischen Schmerz in mir brennen fühle als diese bekömmliche Zimmertemperatur.

– Hermann Hesse

Denn, wie der Herr Geheimrat sagte:

Nichts ist
schwerer zu ertragen
als eine Reihe von guten Tagen.

Darum sind wir für diese so kurze Zeit hier
auf diesem Globus: Wir wollen was erleben!

Mount Everest, May 2019,,
Foto: Nirmal Purja. Am Morgen des 22. Mai 2019 am Mount Everest.

Und wenn uns die Erlebnisse der Kindheit noch nicht reichen, klettern wir auf den Mount Everest, um jeden Teil unseres Körpers intensivst zu spüren, oder machen Bungeejumping, um unserer Angst in all ihrer Macht gegenüber zu stehen, oder fahren Autorennen, um uns auf des Messer´s Schneide zu fühlen, oder melden uns auf einem Schlachtfeld an, um die Nähe des Todes zu spüren, oder machen eine Beziehungskiste auf: Das ultimative Panoptikum der Dramen!

Reichtum

Den größten Reichtum hat,
wer arm an Begierden ist.

– Lucius Annaeus Seneca

Das stimmt nicht so ganz, Lucius Annaeus.

1. Unausgesprochen wird Reichtum meistens mit Glück assoziiert. Glück ist aber nichts weiter als eine plötzliche und nicht lang andauernde Ausschüttung von Glücks-Hormonen.

2. Was verstehen wir selber unter Reichtum?

• Reichtum durch unsere Weisheit?
• Reichtum durch die Fähigkeit zu Mitgefühl?
• Reichtum durch unseren Zugang zur Intelligenz?
• Reichtum durch zu bekommende Dienstleistungen?
• Reichtum durch den Zugang zu vielen materiellen Gütern?
• Reichtum als Gefühl, aufgrund öffentlicherer Aufmerksamkeit?
• Reichtum durch hohe (Geld-)Zahlen auf Papier oder dem Bildschirm?

Reichtum – und damit das Gefühl von Glück – ist abhängig von äußeren Umständen, die mittels der Hormone kurzfristig unser Befinden angenehm beeinflussen.

3. Dauerhafter, jedoch nicht ganz so spektakulär in ihren Ausschlägen 😉 ist die Zufriedenheit.  Sie ist eine andere Kategorie. Zufriedenheit ist nicht davon abhängig, ob wir viel oder wenig von was auch immer zur Verfügung haben.

Zufriedenheit ist eine
Folge von Erkenntnis.

Das unentwegte Streben nach (noch mehr) Reichtum, sowie die erfolglosen Versuche, Begierden zu befried(ig)en, zeigen uns auf den unteren Ebenen unserer Geistigen Reife – Zufriedenheit auf den höheren. Sie ist nicht so leicht durch wegnehmen oder hinzufügen (von was auch immer) zu stören.

4. Gegenüber unseren Begierden das „Opfer“ zu geben, ist nur EINE Möglichkeit, denn neben den Instinkten, die uns mit den anderen Tieren verbinden, sind wir auch in der Lage, bewußt zu sein: Selbst die stärksten Begierden können wir kommen und gehen sehen – ohne ihnen blind folgen zu müssen.

Unser größter Reichtum ist das Bewußtsein. 🌷